Elterngeld gehört zu den wichtigsten Unterstützungsleistungen in Deutschland für Eltern, die nach der Geburt ihres Kindes vorübergehend weniger oder gar nicht arbeiten. Wie viel Elterngeld letztlich gezahlt wird, hängt von verschiedenen Aspekten ab. Im Folgenden finden Sie eine ausführliche Übersicht zu den Grundlagen und Berechnungsmethoden, damit Sie Ihre individuelle Förderung besser einschätzen können.

1. Warum es Elterngeld gibt

Elterngeld soll Eltern die Möglichkeit geben, sich in den ersten Monaten voll auf die Betreuung ihres Kindes zu konzentrieren. Dabei dient es als Ausgleich für das fehlende Einkommen, wenn der Job ganz oder teilweise ruhen muss. Um den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden, gibt es zwei Varianten: Basiselterngeld und ElterngeldPlus. Beide bieten flexible Modelle für verschiedene Lebenssituationen.

2. Das maßgebliche Einkommen als Ausgangspunkt

Für die Ermittlung des Elterngeldes ist das durchschnittliche monatliche Nettoeinkommen des betreuenden Elternteils in den zwölf Monaten vor der Geburt entscheidend. Man spricht dabei vom maßgeblichen Einkommen.

a) Was wird dabei berücksichtigt?

  • Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit (nach Steuern und Abzügen)
  • Abzüge für Sozialversicherungen und Werbungskosten

Beispiel: Erzielt eine Mutter in diesem Zeitraum durchschnittlich 2.000 Euro netto, dann bildet dieser Wert die Basis für die Elterngeldberechnung.

b) Sonderregeln für Selbstständige

Bei Selbstständigen dient der zuletzt vorliegende Steuerbescheid als Berechnungsgrundlage. Dabei wird der Gewinn ermittelt und um Steuern sowie relevante Ausgaben bereinigt, sodass ein vergleichbarer Nettobetrag entsteht.

c) Ausklammerungszeiträume

Monate, in denen z. B. Krankengeld oder Mutterschaftsgeld bezogen wurde, können auf Antrag ausgeschlossen werden, damit solche Phasen das berechnete Durchschnittseinkommen nicht unangemessen reduzieren.

Beispiel: Liegen in den zwölf Monaten drei Krankengeldmonate, werden diese ausgenommen, sodass nur die übrigen neun Monate zählen.

3. So funktioniert das Basiselterngeld

Das Basiselterngeld wird üblicherweise maximal 12 Monate lang ausbezahlt. In bestimmten Fällen (Partnermonate) kann es sich um zwei zusätzliche Monate verlängern. Der Satz liegt in der Regel bei 65 bis 67 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens.

a) Wie hoch fällt das Elterngeld aus?

  • 65 Prozent bei höherem Einkommen (ab ca. 1.240 Euro netto)
  • 67 Prozent bei Einkünften von rund 1.000 bis 1.240 Euro netto
  • Bis zu 100 Prozent möglich bei sehr geringem Einkommen

Beispiel: Eine Mutter mit 1.200 Euro netto monatlich erhält 67 Prozent, also 804 Euro Elterngeld pro Monat.

b) Unter- und Obergrenzen

  • Mindestens 300 Euro pro Monat
  • Maximal 1.800 Euro pro Monat

Beispiel: Ein Vater mit 3.000 Euro netto pro Monat bekäme theoretisch 1.950 Euro (65 %). Wegen der Höchstgrenze werden nur 1.800 Euro ausgezahlt.

c) Zusätzliche Leistungen

  • Geschwisterbonus: Wer bereits ein Kind unter drei Jahren (oder zwei Kinder unter sechs) hat, erhält einen Bonus von 10 Prozent, mindestens 75 Euro.
  • Mehrlingszuschlag: Für jedes weitere Kind bei Mehrlingsgeburten werden 300 Euro monatlich hinzugerechnet.

4. Das ElterngeldPlus: Mehr Flexibilität

Seit 2015 ist das ElterngeldPlus eine Alternative, um Elterngeld über einen längeren Zeitraum zu bekommen. Dabei wird der reguläre Satz halbiert, aber für die doppelte Zeitspanne ausgezahlt.

a) Halbierte Auszahlungen über die doppelte Dauer

Beispiel: Statt 12 Monate lang 1.000 Euro zu erhalten, könnten Eltern 24 Monate lang 500 Euro bekommen.

b) Teilzeitarbeit während des Bezugs

Erwerbstätigkeit bis zu 30 Stunden pro Woche ist möglich, wobei das Teilzeiteinkommen verrechnet wird. Insgesamt darf das Gesamteinkommen nicht höher liegen als vor der Geburt.

Beispiel: Eine Mutter, die früher 2.000 Euro netto verdiente, geht nach der Geburt in Teilzeit für 1.000 Euro. Das restliche ElterngeldPlus stockt bis maximal 2.000 Euro auf.

c) Der Partnerschaftsbonus

Arbeiten beide Eltern parallel in Teilzeit (25–30 Stunden), haben sie Anspruch auf weitere vier Monate ElterngeldPlus.

5. Besondere Fälle und Ausnahmen

a) Mehrlingsgeburten

Hier wird das Elterngeld für das erste Kind regulär berechnet, für jedes weitere kommen 300 Euro obendrauf.

b) Frühgeburten

Wird das Kind vor der 37. Woche geboren und wiegt unter 2.500 Gramm, können Eltern zusätzliche Monate Elterngeld in Anspruch nehmen.

c) Bezug im Ausland

Elterngeld kann prinzipiell auch weiterbezogen werden, wenn die Familie ins Ausland zieht und der Wohnsitz in Deutschland bestehen bleibt. Allerdings sind gegebenenfalls länderspezifische Vorschriften zu beachten.

6. Warum das Elterngeld dem Progressionsvorbehalt unterliegt

Obwohl Elterngeld nicht direkt besteuert wird, unterliegt es dem Progressionsvorbehalt. Das bedeutet, dass es den Steuersatz für das übrige Einkommen beeinflusst.

a) Funktionsweise

Der Steuersatz wird errechnet, als gehöre das Elterngeld zum Jahresbrutto. Das eigentliche zu versteuernde Einkommen bleibt aber davon unberührt. Dadurch kann sich der Steuersatz erhöhen und es besteht die Möglichkeit einer Steuernachzahlung.

b) Empfehlung

Eltern sollten hier rechtzeitig planen und eventuell Rücklagen bilden, um böse Überraschungen bei der Steuererklärung zu vermeiden.

7. Berechnungsbeispiele

a) Beispiel: Durchschnittlicher Verdienst

  • Netto vor Geburt: 2.500 Euro
  • Basiselterngeld (65 %): 1.625 Euro monatlich über 12 Monate

b) Beispiel: Hoher Verdienst

  • Netto vor Geburt: 4.000 Euro
  • Theoretisch 65 %: 2.600 Euro
  • Durch Höchstgrenze: 1.800 Euro

c) Beispiel: ElterngeldPlus zu zweit

  • Beide Elternteile in Teilzeit mit je 1.500 Euro netto
  • ElterngeldPlus: Jeweils 750 Euro, dafür doppelte Bezugsdauer (24 Monate)

8. Tipps für eine optimale Planung

  • Frühzeitig informieren: Beginnen Sie so früh wie möglich, Ihre Elterngeld-Strategie zu erstellen.
  • Beratung suchen: Wenden Sie sich bei Unsicherheiten an Elterngeldstellen oder Steuerberater.
  • Finanzielle Puffer: Berücksichtigen Sie den Progressionsvorbehalt und legen Sie gegebenenfalls Geld zurück.
  • Kombinationen nutzen: Prüfen Sie, ob Sie Basiselterngeld und ElterngeldPlus mischen können, um die Laufzeit besser an Ihre Situation anzupassen.

9. Zusammenfassung

Die Art und Höhe des Elterngeldes hängen stark vom vorherigen Nettoverdienst, der gewählten Elterngeldvariante und den persönlichen Umständen ab. Ein fundiertes Verständnis der Regelungen ist essenziell, um mögliche Vorteile voll auszuschöpfen. Mit sorgfältiger Planung, kompetenter Beratung und etwas Weitblick lässt sich die Zeit nach der Geburt in finanzieller Hinsicht sicher gestalten.