Institut der Deutschen Wirtschaft: Einkommensgrenze ist zu knapp bemesen
Die geplante Reform des Elterngeldes ab 2024 könnte weitreichendere Folgen haben als zunächst angenommen. Laut einer Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) sind potenziell rund 435.000 Paare in Deutschland von der neuen Einkommensgrenze betroffen.
Kernpunkte der Reform
- Ab 2024 soll die Einkommensgrenze für den Elterngeldbezug von 300.000 Euro auf 150.000 Euro pro Jahr gesenkt werden.
- Das Familienministerium geht von Einsparungen in Höhe von 290 Millionen Euro aus, was 3,5 Prozent der bisherigen Ausgaben entspricht.
- Offiziell sollen laut Ministerium 60.000 Familien ihren Anspruch auf Elterngeld verlieren.
IW-Analyse zeigt größere Auswirkungen
Die Studie des IW berücksichtigt nicht nur Familien mit Kindern, sondern auch potenzielle Eltern:
- Etwa 435.000 Paare unter 50 Jahren haben ein gemeinsames zu versteuerndes Jahreseinkommen von über 150.000 Euro.
- Dies betrifft knapp 5 Prozent aller Paare in dieser Altersgruppe.
- Von den betroffenen Paaren sind 125.000 unverheiratet und 310.000 verheiratet.
Einkommensverteilung und Kritik
Die Analyse zeigt deutliche Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen in den betroffenen Paaren:
- Frauen verdienen durchschnittlich 65.000 Euro pro Jahr.
- Männer verdienen im Schnitt 140.000 Euro jährlich, also mehr als das Doppelte.
IW-Experte Wido Geis-Thöne kritisiert die neue Grenze als zu niedrig:
- Zwei Akademiker in Vollzeit können auch ohne Spitzenpositionen ein Einkommen von 150.000 Euro erreichen.
- Die Inflation könnte dazu führen, dass in Zukunft mehr Paare über die Grenze rutschen.
- Der Elterngeldhöchstsatz von 1.800 Euro verliert durch die Inflation an Kaufkraft.
Diese Reform des Elterngeldes zeigt, dass gut gemeinte Sparmaßnahmen oft komplexere Auswirkungen haben als zunächst angenommen. Es bleibt abzuwarten, ob die Bundesregierung auf die Kritik reagieren und die Grenze anpassen wird.